09.05.21

Social Freesing

 In der Zeit wurde in einem Artikel folgendes zu Social Freesing veröffentlicht:

Und was ist mit Social Freezing?

Richtig bekannt wurde das Social Freezing 2014 durch Apple und Facebook. Die Unternehmen teilten mit, dass sie ihren Mitarbeiterinnen zukünftig die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen bezahlen wollten. Das Verfahren ist eine Art "Snoozing" der biologischen Uhr. Die Idee: Ärztinnen und Ärzte entnehmen einer jungen Frau Eizellen und schockfrosten diese bei -196°C, woraus die allermeisten Eizellen selbst nach jahrelanger Aufbewahrung unbeschadet hervorgehen. Will die Frau dann ein Kind, werden die Zellen im Labor befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt. Auch Frauen, die ihre fruchtbaren Jahre längst hinter sich haben, sollen so mit einer eigenen Eizelle schwanger werden können.

Dass Apple und Facebook sich gewissermaßen in die Familienplanung ihrer Mitarbeiterinnen einmischten, sahen viele kritisch. Sie warnten, dass dadurch ein Druck auf Frauen erzeugt werde, den Kinderwunsch zugunsten der beruflichen Laufbahn zu verschieben. Ursprünglich wurde die Technik für Krebspatientinnen erfunden, die etwa durch eine Chemotherapie ihre Fruchtbarkeit verlieren. Seit ungefähr zehn Jahren bieten die meisten deutschen Kinderwunschzentren eine solche Eizellrücklage auch für gesunde Frauen an.

Wer aber nutzt das Verfahren? "Als das Social Freezing startete, dachte ich, das Angebot sei vor allem etwas für Frauen, die ihren Kinderwunsch wegen der Karriere nach hinten schieben", sagt Brigitte Leeners. "Aber das deckt sich überhaupt nicht mit der Realität." So zeigen Studien, dass die meisten Frauen, die ihre Eizellen einfrieren lassen, Akademikerinnen sind. Ihre Hauptmotivation ist aber nicht die Karriere: Über 90 Prozent der Befragten entscheiden sich zum Social Freezing, weil sie ungewollt alleinstehend sind (Reproductive Biology and Endocrinology: Inhorn et al., 2018).

Die Erfolgschancen dafür, mit diesem Verfahren später schwanger zu werden, hängen vor allem davon ab, wie viele Eizellen entnommen und eingefroren wurden und wie alt die Frau zu diesem Zeitpunkt ist. Für eine Frau mit 35 Jahren, die 20 Eizellen einfrieren lässt, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass sie später mit einer dieser Eizellen ein Kind zur Welt bringt, bei ungefähr 90 Prozent. Für 40-jährige Frauen, die die gleiche Anzahl Eizellen einfrieren lässt, liegt die Wahrscheinlichkeit nur noch bei 50 Prozent (Human Reproduction: Goldmann et al, 2017). Dabei bleibt zu bedenken, dass es bei älteren Frauen auch schwieriger ist, viele Eizellen zu entnehmen.

In welchem Alter indes die aufgetaute und befruchtete Eizelle in die Gebärmutter eingebracht wird, ist für eine erfolgreiche Einnistung und Schwangerschaft hingegen weniger wichtig. Auch wenn Studien zu den Langzeitauswirkungen auf Mutter und Kind noch fehlen: Zumindest eine Häufung von Fehlbildungen beim Kind konnte man bisher nicht beobachten.

Ein Problem der Methode bleibt der Preis. In Deutschland liegen die Kosten zwischen 3.000 und 7.000 Euro, zuzüglich einer "Lagerungsgebühr" und der Kosten für die spätere künstliche Befruchtung. Nur für den letzten Schritt übernehmen deutsche Krankenkassen einen Teil der Kosten – allerdings ausschließlich dann, wenn die Frau unter vierzig und mit ihrem Partner verheiratet ist. Für viele Frauen dürfte das Social Freezing also schon aus finanziellen Gründen keine Option sein. Außerdem vertragen nicht alle die Nebenwirkungen der Hormonstimulation so gut, die in der Regel der Eizellentnahme vorgeschaltet ist, um möglichst viele Zellen auf einmal entnehmen zu können.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen